Mit dem Strom ist das so eine Sache. Man sieht ihn nicht, man riecht ihn nicht und man spürt ihn lediglich, wenn man einen Schlag bekommt. Das mag gefährlich sein, kommt aber eher selten vor. Die Frage, woher der Strom kommt, stellts man sich im Alltag auch eher selten – natürlich kommt er aus der Steckdose.
Seit vor ziemlich genau drei Jahren der Tsunami über Japan und über das Kernkraftwerk Fukushima gerollt ist, haben wir in Deutschland aber wieder die Frage, wie das mit der Stromerzeugung so läuft. Die Bundeskanzlerin nahm den zeternden Grünen den Wind aus den Segeln, in dem sie den Ausstieg aus der Kernenergie seither propagiert – die vielzitierte „Energiewende“. Grundkonsens ist seitdem: die Deutschen Kernkraftwerke sollen so schnell wie möglich vom Netz.
Kohlekraftwerke sind keine dauerhafete Alternative, die verpesten das Klima. Bleiben regenerative Ideen. An sich die perfekte Lösung, man möge mich da nicht missverstehen. Sauber, unbegrenzt vorhanden – super. Es hakt derzeit nur daran, dass die Verteilung der Vorkommen nicht ganz gleichmäßig ist in diesem auf Gleichheit und Gerechtigkeit gepolten Land. Also braucht man Stromtrassen, die von Norden nach Süden verlaufen. Stromtrassen – dahinter verbergen sich einfach gigantische Stromleitungen. Die sind nicht schön; sie verschandeln die Landschaft und deshalb wird vielerorts gegen sie demonstriert, protestiert und es werden Petitionen unterschrieben.
Aber – ohne Stromleitungen kommt der Strom halt nicht da hin, wo er hingehört. Das Argument, Solarenergie oder Biogasanlagen könnten doch die Menschen versorgen, zieht auch nicht. Betriebe brauchen auch Strom. Mehr, als sie selber erzeugen können.
Und die Produkte der Industrie brauchen wir alle – sie sichern Arbeitsplätze und Lebensstandard. Der Heilige Florian wird bemüht; er möge doch bitte woanders Schaden anrichten und nicht im eigenen Garten. Im Grunde ist diese Argumentation die Gleiche wie die, die Ausländer als nützliche Arbeitskräfte in der Pflege oder im Schlachthof oder bei der Müllabfuhrt betrachtet – aber doch um Himmels Willen nicht als Nachbarn.